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Wie die Juden Hollywood erfanden

Juden sind im US-Filmgeschäft sehr präsent. Woran liegt das? Die Suche nach der Antwort führt bis in die Gründerjahre der Traumfabrik zurück.

Warum findet die Oscar-Verleihung an einem Sonntagabend statt, einem für grosse Galas und Partys eher unüblichen Termin? Das liegt an den vielen Juden in Hollywood, die am Samstagabend, dem Ende des Sabbats, nicht abkömmlich seien. Eigentlich logisch, oder?

Die Begründung ist aber blanker Unsinn. Tatsächlich vergibt die Academy die begehrten Statuetten überhaupt erst seit 1999 an einem Sonntag, vorher fand die Veranstaltung jeweils am Montagabend statt.

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Provozierten eine internationale Krise: James Franco und Seth Rogen.

Dass die moderne Legende vom Sabbat-Ende dennoch den meisten einleuchtet, sagt einiges über den Status aus, den Juden in Hollywood innehaben. Denn dass Menschen mosaischen Glaubens in der US-Filmindustrie zahlreich vertreten sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Man nehme etwa jene Komödie, die kürzlich beinahe eine internationale Krise heraufbeschworen hat: The Interview. In den Hauptrollen die beiden jüdischen Schauspieler James Franco und Seth Rogen, als Regisseur ging neben Rogen noch Evan Goldberg zu Werk, und für das Drehbuch zeichnet Glaubensgenosse Dan Sterling verantwortlich. «All Jewish pictures» wie The Interview sind zwar nicht die Regel, zumindest der Comedy-Bereich ist seit den Zeiten von Groucho Marx fest in jüdischer Hand. Woody Allen, Billy Crystal, Adam Sandler, Ben Stiller, Jon Stewart, Zach Braff, Jerry Seinfeld oder Borat-Darsteller Sacha Baron Cohen: Die erfolgreichsten Komiker sind mit wenigen Ausnahmen allesamt jüdisch.

Höchstes Gut: Bildung

Abseits des komischen Fachs sind jüdische Schauspieler ebenfalls präsent. Jake und Maggie Gyllenhaal sind ebenso jüdisch wie Mila Kunis, Michael Douglas, Harrison Ford und Robert Downey jr. Selbst Scarlett Johansson, die mit ihren blonden Haaren in jedem Zweiter-Weltkriegs-Film als Nazibraut durchgehen würde, hat jüdische Wurzeln und ist stolz darauf.

Nicht anders sieht es auf der Produktionsseite aus. Viele der gegenwärtigen Erfolgsproduzenten sind jüdisch. Das gilt für Jerry Bruckheimer, auf dessen Konto Kassenschlager wie Top Gun, Pearl Harbor und die Pirates of the Caribbean-Reihe gehen, ebenso wie für Joel Silver, Jerry Weintraub sowie Bob und Harvey Weinstein. Jeffrey Katzenberg wiederum hat gemeinsam mit seinen Glaubensgenossen David Geffen und Steven Spielberg – dem kommerziell erfolgreichsten Regisseur überhaupt – das Studio Dreamworks gegründet, wo unter anderem das Sandalenepos Gladiator und die Ben-Stiller-Komödie Meet the Parents entstanden.

Bedenkt man, dass Juden heute nur rund zwei Prozent der US-Gesamtbevölkerung ausmachen – Tendenz sinkend –, drängt sich die Frage auf, warum sie in Hollywood derart prominent vertreten sind. Und warum sind sie so erfolgreich? Ist die jüdische Kultur besonders filmaffin? Gibt es eine Tradition des jüdischen Geschichtenerzählens, welche Juden in der Filmindustrie einen Startvorsprung verschafft?

Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems in Österreich, glaubt nicht an eine besondere jüdische Gabe fürs Erzählen. «Ich kenne eigentlich kaum eine Kultur, für die Geschichten nicht wichtig wären. Die jüdische Tradition sticht hier nicht besonders heraus.»

Doch in jüdischen Haushalten spielen Erzählungen und Bücher meistens eine grosse Rolle. Charles Lewinsky, erfolgreicher Drehbuch- und Romanautor und Vater des Regisseurs Micha Lewinsky (Die Standesbeamtin), betont den hohen Wert, den Geschriebenes für das Volk des Buches seit je hat. «Lesen war im Judentum immer wichtig, und wo viel gelesen wird, ist auch die Chance grösser, dass geschrieben wird.» Hanno Loewy sieht das ähnlich. «Der Alphabetisierungsgrad war unter den Juden im Durchschnitt traditionell sehr hoch. Zudem waren und sind jüdische Familien in der Diaspora oft über viele Länder verteilt, Mehrsprachigkeit war dadurch immer weit verbreitet.» Bildung stellt im Judentum ein hohes Gut dar. Dies nicht nur wegen der langen Tradition der Bibelauslegung, sondern auch, weil man Bildung überallhin mitnehmen kann. «Für ein Volk, das im Laufe der Geschichte immer wieder Verfolgungen ausgesetzt war, ist das ein wichtiger Faktor.»

Osteuropäische Herkunft

Die grossen Studios, die in den 1910er und 1920er Jahren entstanden – Universal, Paramount, Columbia, Metro Goldwyn Mayer und Warner Brothers – und gemeinsam das begründeten, was man heute als Hollywood bezeichnet, waren das Werk von Juden. Von den sogenannten Big Six, den Major-Studios, die noch heute das weltweite Filmgeschäft beherrschen, gehen mit der Ausnahme von Disney alle auf jüdische Produzenten zurück.

Ausschlaggebend dafür war aber nicht die Schrifttradition. Vielmehr spielten die sozialen Verhältnisse in den USA eine Rolle. Die Biografien der Gründergeneration gleichen sich denn auch aufs Haar. Carl Laemmle, Adolph Zukor, Louis B. Mayer, Jack und Harry Warner, William Fox und wie sie alle hiessen, stammten nicht aus gebildeten Familien, in denen Kultur viel galt. Im Gegenteil. Die frühen Moguln waren ausnahmslos Migranten oder Kinder von Einwanderern. Männer aus einfachen Verhältnissen, die der prekären Situation in ihrer osteuropäischen Heimat, wo sie diskriminiert und verfolgt wurden, entfliehen und im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihr Glück machen wollten. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte eine jüdische Massenmigration in die USA ein, die auch nach der Jahrhundertwende nicht abriss. Dies führte 1921 zu einer drastischen Beschränkung der Einwanderung.

Adolph Zukor etwa, Begründer von Paramount, wurde 1873 im österreichisch-ungarischen Ricse geboren und machte sich im Alter von 16 Jahren in die USA auf. Wie viele jüdische Migranten suchte er sein Glück zuerst in der Bekleidungsindustrie und handelte erfolgreich mit Fellen. Schmattes, wie das Textilgewerbe im Jiddischen heisst, war dem ehrgeizigen jungen Mann aber nicht genug. Er begann sich für das bewegte Bild zu interessieren.

Schmuddelverdacht

Neben der Textilindustrie war der Film eines der wenigen Gewerbe, die den Juden damals in den USA offenstanden. Gemäss der Filmhistorikerin Mariann Sträuli liegt das nicht zuletzt an der Art, wie das neue Medium in den USA aufgenommen wurde. «Je nach Land hatte der Film zu Beginn einen sehr unterschiedlichen Status. In den katholischen Ländern sah man darin von Anfang an eine ernstzunehmende Kunstform. In Frankreich etwa investierte das Bürgertum in den Film, in Italien war die Aristokratie ein wichtiger Geldgeber.» In protestantischen Gebieten, zumal im puritanischen Amerika, hatte die siebte Kunst dagegen einen schweren Stand. Film war suspekt, ein Schmuddelgewerbe. Kinos im heutigen Sinn gab es ohnehin nicht, stattdessen standen in Spielhäusern Münzautomaten, an denen man stehend einen kurzen Clip sah.

Als in den 1910er Jahren in Europa bereits Spielfilme gedreht wurden, war das Medium Film in den USA wenig mehr als eine kurze Spielhallenattraktion, vor allem für Einwanderer, die des Englischen nicht mächtig waren. Als zwielichtiges Gewerbe verschrien, war das Filmgeschäft für wohlsituierte Amerikaner nicht attraktiv. Selbst Thomas Edison, der sich gerne als Erfinder des Films bezeichnete, sah in ihm keinen kulturellen Wert. Für ihn war der Film primär eine technische Errungenschaft, über deren Patente er eifersüchtig wachte. Sein kommerzielles Potenzial erkannte er nicht. Damit eröffnete sich gesellschaftlich marginalisierten Gruppen wie den jüdischen Einwanderern eine Chance.

Dass die Juden erfolgreich waren, lag nicht zuletzt an ihrer schieren Masse. Von irgend etwas mussten die Tausenden von Einwanderern ja leben. Juden spielen zu dieser Zeit denn auch in vielen Berufszweigen, die als anrüchig galten, eine wichtige Rolle, vom Film über den Boxsport bis zur Mafia. Hanno Loewy hebt neben dem Film die Plattenindustrie hervor. «Die Geschichte der Film- und Musikindustrie verläuft fast identisch. In beiden Fällen sind es Juden, die eine Erfindung Edisons – den Phonographen und die Filmkamera – zu einem Massenmedium machen.»

Ähnlich verlief die Entwicklung in Deutschland, wo der Film ebenfalls kritisch beäugt wurde und Juden – im Gegensatz etwa zu Frankreich und Italien – in Scharen anzog. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass jüdische Filmemacher wie Ernst Lubitsch, Josef von Sternberg oder Fred Zinnemann, die das deutsche Kino der 1920er und 1930er Jahre prägten, später nach Hollywood migrierten und das Medium stark beeinflussten. Lubitsch, der Superstar des Weimarer Kinos, ging 1922. Viele andere – etwa Billy Wilder und Robert Siodmak – flohen ein Jahrzehnt später vor den Nazis. Für Hollywood war dieser massive Talent-Transfer ein Glücksfall. Der deutsche Film dagegen hat sich nie wieder von diesem Verlust erholt

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Star des Weimarer Kinos: Ernst Lubitsch.

Während die deutschen Migranten vielfach in kreativen Bereichen tätig waren, sahen die frühen Moguln im Film in erster Linie ein Geschäft. Das erklärt, wie Hollywood zu dem wurde, was es ist – eine profitorientierte Massenindustrie. Dies war keineswegs überall so, wie Mariann Sträuli ausführt. «In Europa waren Regisseure und Produzenten Teil des Kunstbetriebs. Vor allem waren Produktion und Vorführung getrennte Geschäfte. Deshalb wurden oft viel Geld und Zeit in einen Film investiert, ohne dass man vorher kalkulierte, wie viel dieser einspielen musste. Anders in den USA, wo die Filmindustrie von den Kinobesitzern aufgebaut wurde. Die Studiogründer waren nicht Künstler, die Filme machen wollten, sondern jene, die Ware für ihre Leinwände brauchten.»

Familiäres Netzwerk

Im Gegensatz zu Europa war die US-amerikanische Filmindustrie praktisch von Beginn an vertikal integriert. Produktion, Verleih und Kinos waren unter einem Dach vereint. Die Schmattes-Juden übertrugen also die Prinzipien, die sie aus der Textilproduktion kannten, auf den Film. Er war nicht Kunst, sondern Konfektionsware.

Weil die Banken der Ostküste ihnen Kredite verweigerten, liehen sie Geld bei Verwandten, die dadurch Teilhaber wurden. So kam das jüdische Netzwerk in Hollywood zustande, das bis heute nachwirkt.

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Louis B. Mayer in Wirklichkeit …

«Die Juden verstanden es sehr früh, Unterhaltung und Geschäft zu vereinen», sagt Hanno Loewy. Das klinge zwar wie ein antisemitisches Klischee, könne aber auch positiv ausgelegt werden: «Es ist doch grossartig, wenn man die Fähigkeit hat, etwas Schönes zu erkennen und dies an andere weiterzugeben.» Als Medium, das damals noch weitgehend ohne Sprache auskam, war der Film nicht zuletzt für Migranten sehr attraktiv. Und waren letztlich nicht alle Amerikaner Emigranten? Die Juden produzierten Ware für ein Zielpublikum, dem sie selbst entstammten und das sie kannten.

Künstlerisch hatten die Hollywood-Juden keine besonderen Ambitionen. Umso grösser war der Hunger nach sozialer Anerkennung. Als Aussenseiter wollten sie den Ruch des Migranten abschütteln, dazugehören und geliebt werden. Das führte zu einem regelrechten Patriotismus-Wettbewerb; jeder wollte der noch bessere Amerikaner sein. Louis B. Mayer – in Minsk als Eliezer Meir geboren – ging so weit, dass er behauptete, sein wahres Geburtsdatum nicht zu kennen, da seine Geburtsurkunde verloren gegangen sei. Kurzerhand erkor er den 4. Juli, den amerikanischen Nationalfeiertag, zu seinem Geburtstag. Er unterstrich damit die Verbundenheit mit seiner neuen Heimat. Jack Warner wiederum war bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs so erpicht darauf, seine patriotische Gesinnung unter Beweis zu stellen, dass er sich nicht nur freiwillig zur Armee meldete, sondern sich von seiner Kostümabteilung eigens eine Uniform schneidern liess, in der er über das Studiogelände stolzierte. Die Coen-Brüder haben diese Episode in ihrer surrealen HollywoodSatire Barton Fink verewigt. Der von Michael Lerner verkörperte Studioboss Jack Lipnick, der am Ende in einer Phantasieuniform vor Barton Fink tritt, ist ein Amalgam mehrerer jüdischer Studiobosse.

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… und in der Version der Coen-Brüder.

Der Wunsch, akzeptiert zu werden, schlug sich auch in den Filmen nieder. In seinem Buch An Empire of Their Own meint der Journalist Neal Gabler, dass die Hollywood-Juden im Film nicht zuletzt die Möglichkeit des gesellschaftlichen Aufstiegs sahen. Entsprechend waren sie darum bemüht, aus der einstigen Spielhallen-Attraktion eine anerkannte Kunstform zu machen. Ein Weg dorthin waren Verfilmungen von Theaterstücken mit bekannten Schauspielern. Die grossen Namen sollten Zuschauer ins Kino locken, während die bekannten Stoffe das Medium auch für die Mittelschicht attraktiv machten. Film wandelte sich so vom kritisch beäugten, potenziell schädlichen Zeitvertreib der Unterschicht zu einer seriösen Unterhaltungsform für die ganze Familie.

Traumland konstruiert

Gabler stellt die These auf, dass der Wunsch, die eigene Herkunft hinter sich zu lassen und anerkannter Teil der amerikanischen Gesellschaft zu werden, dazu führte, dass die jüdischen Produzenten ihre neue Heimat in ihren Filmen idealisierten. Gerade weil sie nicht dazugehörten, schufen sie im Film ihr Traum-Amerika, ein Land, in dem Gleichheit und Freiheit herrschen, in dem sich harte Arbeit auszahlt. Da der Film im 20. Jahrhundert zum Leitmedium schlechthin geworden sei, habe diese Vision der USA die ganze amerikanische Kultur durchdrungen. Der amerikanische Traum, so Gablers Pointe, sei eine Erfindung jüdischer Einwanderer.

Mit welchen Widersprüchen die Hollywood-Juden zu kämpfen hatten, zeigt sich exemplarisch am Film The Jazz Singer von 1927, der als erster Tonfilm gilt. Streng genommen handelt es sich bei dem Rührstück um einen Stummfilm mit einzelnen Gesangspassagen; die wenigen mit Synchron-Ton gezeigten Szenen begeisterten das Publikum aber derart, dass die Konkurrenz bald nachzog. Die Warner-Brüder dürften sich kaum bewusst gewesen sein, welche Revolution sie mit diesem Film einleiten sollten. Im Nachhinein erscheint The Jazz Singer aber als geradezu paradigmatisch für das Schicksal der Hollywood-Juden, denn in ihm spiegelt sich ihre eigene Geschichte.

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Al Jolson in «The Jazz Singer».

Erzählt wird das Leben von Jakie Rabinowitz, einem Sohn jüdischer Einwanderer, der entgegen dem Wunsch seines Vaters nicht in dessen Fussstapfen tritt. Anstatt also Kantor in der jüdischen Gemeinde zu werden, will er als Jazz-Sänger Karriere machen. Es kommt zum Zerwürfnis. Jakie wird zwar von seinem Vater verstossen, macht dann aber unter dem Namen Jack Robin Karriere. Auftakt des Films ist der Vorabend von Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, an dem Kantor Rabinowitz mit Inbrunst das Eröffnungsgebet Kol Nidre singt.

Am Ende von The Jazz Singer wird diese Szene dann gespiegelt: Der Vater liegt im Sterben, und Jakie muss sich entscheiden, ob er dem Ruf seiner Vorfahren folgt und an seines Vaters Statt das Gebet singt oder an der Premiere eines neuen Stücks auftritt, das seinen Ruhm besiegeln wird.

The Jazz Singer ist kein guter Film. Die Art und Weise, wie der Konflikt aufgelöst wird, dürfte auch zeitgenössische Zuschauer kaum überzeugt haben: Plötzlich kann die Premiere doch verschoben werden, Jakie kann sowohl in der Synagoge singen wie auch als Jack Robin Triumphe feiern. Die Botschaft dabei ist klar: Bei aller Verbundenheit mit der Tradition liegt der Weg der jungen Generation in der Assimilation, im Übernehmen der Massenkultur. Wie sehr sich Film und Realität hier überlagern, zeigt die Biografie des Hauptdarstellers: Al Jolson hiess ursprünglich Asa Yoelson und war 1886 in Litauen als Sohn eines Kantors zur Welt gekommen.

Vorbild Woody Allen

Bleibt die Frage, warum Juden bis heute so zahlreich in Hollywood vertreten sind. In der Oscar-Academy machen sie mehr als die Hälfte der Mitglieder aus; jüdische Studiobosse sind Jeffrey Katzenberg bei Dreamworks, Alan Bergman bei Disney, Brad Grey bei Paramount und Ron Meyer bei Universal. Das liegt an der Tradition, die sich über Generationen herausgebildet hat.

Avengers - Age Of Ultron - Szenen - 03 Black Widow (Scarlett Johansson)

Ebenfalls ein «member of the tribe»: Scarlett Johansson.

Auf diese berufen sich heute viele junge Schauspieler und Produzenten in Hollywood mit Stolz. Die Zeiten, in denen das Filmgeschäft als anrüchig galt und die Juden in den USA marginalisiert wurden, sind längst vorbei. Der in einer «nicht besonders gläubigen» jüdischen Familie aufgewachsene Schauspieler und Regisseur Joseph Gordon-Levitt sagt, er sei zwar nicht religiös, identifiziere sich aber gerne mit Vorbildern wie Woody Allen, den Marx Brothers oder den Coen-Brüdern. «Sie stehen mir näher als ein Rabbi.» Und Scarlett Johansson erklärte kürzlich: «Ich bin eine stolze New Yorker Jüdin.» Auch Natalie Portman sowie Jake und Maggie Gyllenhaal kommen in Interviews gerne auf ihr Jüdischsein zu sprechen. Sie zelebrieren ihr Erbe etwa, indem sie sich selbstbewusst als «member of the tribe», Mitglied des Stammes, bezeichnen.

Dieses stolze Zugehörigkeitsgefühl ist nicht weiter erstaunlich. Vielmehr ist ein solches für Assimilationsgeschichten generell typisch. «Wenn eine Gruppe einmal den Aufstieg geschafft und in einer bestimmten Branche einen gesellschaftlichen Status erreicht hat», sagt Hanno Loewy, «steigt sie selten wieder aus.»

Erschienen in Frame 1/2015.

Siehe dazu auch den Vortrag Hollywood – ein jüdische Erfindung (?).

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