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De-Gen-Eration
Star Trek: Nemesis von Sturt Baird

Schon oft wurde versucht, die ungebrochene Faszination, die Star Trek nun schon seit Jahrzehnten auf Millionen von Fans ausübt, zu erklären; wirklich geschafft hat das bislang noch niemand. Es ist nicht die Grösse der Handlungswelt, die nicht weniger als das ganze Universum inklusive zahlreicher
Parallelwelten umfasst und über Jahre hinweg ausgebaut wurde, so dass mittlerweile sogar Tolkiens Middle-Earth daneben klein erscheint. Es sind schon gar nicht die Geschichten, die Schauspieler oder etwa die Special Effects, denn die waren bei Star Trek nie mehr als gehobenes Mittelmass. Der Grund für den anhaltenden Erfolg der Serie liegt wohl vielmehr in einer Art urtümlicher Gemütlichkeit und Vertrautheit. Die Crew der USS Enterprise und ihrer Nachfolgeschiffe gehört mittlerweile einfach zur Familie; und wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass das Arrangement der Serie exakt dasjenige des Wohnzimmers des Zuschauers spiegelt: Folge für Folge sitzen die Crewmitglieder auf der Brücke des Raumschiffs in ihren Sesseln und starren gebannt auf den grossen Hauptschirm des Bordcomputers. Die Weltraum-Seifenoper wird zum gemeinsamen Erlebnis; wir schauen der Crew nicht zu, vielmehr fliegen wir gemeinsam mit ihr durch die unendlichen Weiten des Alls, glotzen zusammen in die die Flimmerkiste und reichen uns gegenseitig romulanische Salznüsschen und klingonischen Blutwein.

Und so erklärt sich wohl auch, warum die Next Generation, die zweite der mittlerweile fünf Serien, nach wie vor die beste ist: In keiner anderen Serie ist die Zusammenstellung der Familie so perfekt geglückt. Da wäre Worf (Michael Dorn), der pubertierende, aufbegehrende Halbwüchsige, Riker (Jonathan Frakes) der langweilige Streber, Data (Brent Spiner), der emotional Zurückgebliebene, und Deanna (Marina Sirtis), die alle liebende Mutter. Und über dieser Familie thront der gütige Weltraumpapa: Jean-Luc Picard (Patrick Stewart), der milde lächelnde Patriarch mit seinen kleinen, nur allzu menschlichen Schwächen, dessen Weisheit am Ende doch immer obsiegt.

Die kuschelige Nestwärme, die die Fernsehserie auszeichnet, lässt sich nun aber nicht so ohne weiteres aufs Kino übertragen; auf der grossen Leinwand herrschen andere Gesetze als im Pantoffelkino. Sechs mal hat die Urcrew der ersten Enterprise versucht, die Erfolgserie kinotauglich zu machen, wirklich geklappt hat es nie. Erst der zweite Kinofilm der Next Generation, Star Trek: First Contact, zeigte, dass ein guter Star Trek-Kinofilm kein Ding der Unmöglichkeit ist. Doch die Zeit rennt auch in den unendlichen Weiten des Alls im Sauseschritt; schon erscheint der vierte Film mit der Next Generation-Crew, bereits müssen wir uns auch von ihr endgültig verabschieden; Jean-Lucs Küken sind flügge geworden. Es gilt also, Lebewohl zu sagen, und die einzige Frage ist, ob dieser Abschied mit der gebührenden Würde vor sich geht.

Um es kurz zu machen: Die Abschiedsfeier ist misslungen. Nemesis ist ein Rückfall in die Steinzeit. Anstatt der trauernden Familie mit einem neuen Höhepunkt über den Schmerz des Abschieds hinwegzuhelfen, wird eine Geschichte abgespult, die auch am Fernsehschirm nur unterer Durchschnitt gewesen wäre: Auf dem Planeten Romulus, dessen Bewohner mit der Föderation in Streit liegt, kommt es zum Staatsstreich. Das unterdrückte Volk der Remulaner drängt unter Anführung des geheimnisvollen Shinzons (Tom Hardy) an die Macht und plant – ausgerüstet mit einer besonders fiesen Supermegawaffe – die Zerstörung der Erde. So weit, so unoriginell; in Sachen Story gibt’s erstmal keine Offenbarung, sondern nur die altbekannte Kost. Das wäre auch durchaus zu verschmerzen, wenn der Rest stimmen würde. An Bord der Enterprise scheint aber die grosse Lustlosigkeit ausgebrochen zu sein. Alle wirken ein wenig müde, abgespannt und verbraucht; beim letzen gemeinsamen Familienausflug will die rechte Stimmung einfach nicht so recht aufkommen. Man spult seine Rolle runter und scheint im Übrigen nur noch mässig Freude an den Weltraumexkursionen mit Papa zu haben.

Auch der finstere Bösewicht Shinzon, ein defekter Klon Picards &ndash der Zeitgeist macht eben auch vor dem Weltraum nicht halt &ndash, wirkt eher harmlos. Die jugendliche Ausgabe von Jean-Luc wirkt nie wirklich bedrohlich oder unheimlich; Shinzon ist nichts weiter als ein schlecht gekleideter Halbwüchsiger, dem Papa mal ordentlich den Hintern versohlen muss, ernst nehmen kann man den nicht. Nemesis ist vor allem langweilig, ein liebloser Abgesang auf die Next Generation, die mit dem vollkommen sinnlosen Opfertod Datas endet. Jean-Luc und die Seinen hätten Besseres verdient.

Star Trek: Nemesis in der Internet Movie Database

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