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Dümmer als sein Schatten
Les Daltons von Phillippe Haïm

Es ist schon merkwürdig: Ausgerechnet in Frankreich, der Wiege der europäischen Comic-Kultur, dem Land, wo man schon seit Jahrzehnten weiss, dass die Sprechblasengeschichten kein idiotischer Kinderkram, sondern Kunst sind – ausgerechnet in Frankreich zeigt man sich vollkommen unfähig, Comics zu verfilmen. Bereits die beiden Asterix-Realverfilmungen trieben den Liebhabern der Vorlage Tränen in die Augen, und nun muss also auch der Mann, der schneller schiesst als sein Schatten, dran glauben.

Lucky Luke, gezeichnet von Morris, einem Meister des schnellen Strichs, und getextet von René Goscinny, dem Schöpfer von Asterix, des kleinen Nicks und unzähligen anderen humoristischen Höhepunkten, ist eine durch und durch geistreiche Westernparodie, einer jener Comics, die für alle Generationen etwas bieten, von Karikatur und Slapstick über unzählige Anspielungen bis zu raffinierter Selbstironie. Goscinny ist schon seit fast dreissig Jahren tot, und obwohl sich nach ihm zahlreiche Texter um die Serie bemüht haben, blühte sie – wie auch Asterix – nie wieder zur einstigen Grösse auf. 2001 ist auch Morris gestorben, für hirnlose Filmproduzenten war das anscheinend das Startsignal zur grossen Leichenfledderei.

Die vier trotteligen Dalton-Brüder sind zum grossen Leidwesen ihrer Mutter äusserst erfolglose Desperados, doch gibt es Hoffnung: Ein
magischer Sombrero verheisst Unverwundbarkeit und somit Schutz vor
Lucky Luke (Til Schweiger). – Man kann über Les Daltons eigentlich gar nicht viel sagen, ausser, dass der Film eine ganz himmeltraurige, geradezu beleidigende Angelegenheit ist, der das Erbe Morris’ und Goscinnys mit Füssen tritt.

Die Idee, die vier dämlichen Dalton-Brüder und nicht Luke zu den Hauptfiguren des Filmes zu machen, ist ja noch ganz witzig, was Regisseur Phillippe Haïm und seine drei Drehbuchautoren aber nicht verstanden haben, ist, dass es einen grossen Unterschied zwischen Karikatur und Dämlichkeit gibt. Zwar kommen mit den Daltons, Jolly Jumper, Rantanplan und Ma Dalton zahlreiche Figuren der Original-Comics vor, im Film wird aus diesem Sammelsurium humoristischer Kleinode aber eine Bande platter Schiessbudenfiguren. Die meiste Zeit streiten Joe und Averell (das Komikerduo Eric und Ramzy) miteinander, ansonsten gibt es infantilen Fäkalhumor, Schwulenwitze
und viel hysterisches Geschrei.

Am Schluss, wenn einem der Abspann anzeigt, dass man den ganzen Mist endlich hinter sich gebracht hat, tauchen noch kurz einige von Morris’ Zeichnungen auf machen einem nochmal schmerzhaft bewusst, wie wenig dieses Machwerk mit dem Original gemein hat; ein Film, dööfer als Rantanplan.

Les Daltons in der Internet Movie Database

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