Mit Wes Cravens brillantem
Film Scream kehrte
ein Genre in die Kinos zurück, das man auf alle Zeiten in die Videotheken
verbannt geglaubt hatte: der klassische Horrorfilm. Die klaren Regeln,
denen diese Filme stets folgten, brachten ihnen bald den Ruf billiger Fliessbandproduktionen
ein. Meistens treibt ein psychopathischer Massenmörder in einer Kleinstadt
sein Unwesen, als Waffen kommen Messer, Fleischerhaken oder ähnliches
zum Einsatz, und Heldin ist ein gutaussehender, grossbusiger Teenager,
der laut schreien kann und den Mörder am Schluss zur Strecke bringt.
Das Ingeniöse an Scream war, das er alle diese Regeln eisern einhielt,
sich aber gleichzeitig über sie lustig machte und so ironische Distanz
gewann. Ähnlich wie die Spaghettiwestern ihr Genre ein letztes mal
zelebrierten und gleichzeitig zu Grabe trugen, verfuhr Scream mit dem
Horrorfilm. Dass die Fortsetzung, Scream2,
schon abgedreht ist und bald bei uns anlaufen wird, zeigt nur die Konsequenz
von Horroraltmeister Craven. Schliesslich gehört zu jedem rechten
Horrorfilm auch eine ganze Reihe von Fortsetzungen, Scream darf da keine
Ausnahme sein.
Für alle, die sich die Wartezeit auf Scream2 verkürzen
wollen, gibt es nun I Know What You Did Last Summer nach einem Drehbuch
von Scream-Autor Kevin
Williamson. Auch diese Geschichte folgt dem genretypischen Aufbau:
Eine Gruppe Teenager feiert den vierten Juli und den Highschoolabschluss
etwas zu feuchtfröhlich, in der Folge wird ein Fremder angefahren.
Die vier beschliessen den Körper des scheinbar Toten im Meer zu versenken
und schwören sich, über die Angelegenheit Stillschweigen zu bewahren.
Schliesslich wollen alle aus dem Kaff raus und Karriere machen, ein Verfahren
wegen Totschlags ist kommt dabei ungelegen.
Ein Jahr später sind die vier wieder beisammen. Bei keinem hat
es mit der Karriere so recht geklappt, alle sind von Schuldgefühlen
und Misstrauen gegenüber den alten Freunden geplagt. Zu allem Übel
tauchen auch noch anonyme Briefe auf – jemand weiss von der Leiche -, und
bald ist auch schon der hakenschwingende Massenmörder auf der Pirsch.
Sehr originell hört sich das alles nicht an, doch ein spannender
Film hätte sich sicher daraus machen lassen. I Know.. verschenkt
aber viel von seinem Potential. Für den Zuschauer ist von Anfang an
klar, dass kein anderer als der versenkte Fremde der Mörder ist, von
den Hauptfiguren kommt keine je ernsthaft in Betracht. Das ist schade,
denn aus dieser Konstellation, in der jeder jedem misstraut, hätte
sich viel machen lassen.
Auch sonst läuft ein bisschen wenig, die Mordszenen sind zwar
gekonnt inszeniert, aber insgesamt gibt es einfach zu wenig Schreckmomente.
Man möchte fast sagen, dass dem Film ein paar effektvolle Leichen
mehr gut getan hätten.
I Know What You Did Last Summer ist ein solide gemachter Standardhorrorfilm,
dem aber alles fehlt, was Scream zu etwas Besonderem gemacht hatte. Einzig
die Schlussszene ist wirklich ungewöhnlich und lohnt eigentlich den
ganzen Kinobesuch. Verraten wird hier nur soviel: ich bin im Kino noch
nie so sehr erschrocken.
I
Know What You Did Last Summer in der Internet Movie Database
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