Leo ist erwachsen geworden und hat Titanic endgültig hinter sich gelassen: Nachdem er bereits als zorniger Cop in Martin Scorseses The Departed brillierte, unterstreicht er in Blood Diamond seinen Anspruch, künftig als Charakterdarsteller ernstgenommen zu werden. Danny Archer heisst seine Figur und ist ein richtiger Kotzbrocken. Ein Ex-Söldner und Diamantenschmuggler, der für Geld über Leichen geht , ein wütender Einzelgänger, für den der Bürgerkrieg in Sierra Leone lediglich ein lukratives Betätigungsfeld darstellt.
Im Knast erfährt Danny, dass der Schwarze Solomon Vandy (Djimoun Hounsou), der gewaltsam von seiner Familie getrennt wurde, das Versteck eines riesigen rosa Diamanten kennt. Den muss Danny haben, er ist sein Ticket in den Westen, die Gelegenheit, den afrikanischen Kontinent hinter sich zu lassen. Während er versucht, sich Solomon gefügig zu machen, lernt er die amerikanische Journalistin Maddy (Jennifer Connelly) kennen, die die üblen Machenschaften der Edelsteinkonzerne anprangern will. Eine komplizierte Dreiecksbeziehung entwickelt sich, in der jeder etwas vom anderen will: Danny den Stein, Solomon mit Dannys Hilfe seine Familie zurück und Maddy Informationen über den illegalen Diamantenhandel. Dies alles vor dem Hintergrund eines unmenschlichen Bürgerkriegs, in dem ein Menschenleben nichts und Edelsteine alles bedeuten.
Wie bereits Lord of War ist auch Blood Diamond ein Versuch, politisch engagiertes Starkino zu drehen und die Mitschuld des Westens am Elend der Dritten Welt zu thematisieren. Ausgespart wird kaum etwas, weder sinnlose Massaker noch Kindersoldaten. Bei einem derart ungemütlichen Thema erwartet man geradezu hollywoodsche Glättungsversuche, und Regisseur Edward Zwicks letzter Film, das unsägliche Tom-Cruise-Epos The Last Samurai, lässt auch wenig Gutes erwarten. Doch Blood Diamond weiss zu überraschen: Zwar erfährt Danny wie nicht anders zu erwarten seine Läuterung, zwar sieht Maddy auch noch im tiefsten Busch aus wie frisch aus dem Hochglanzprospekt, zwar wartet das Drehbuch mit einem gänzlich überflüssigen Feel-Good-Epilog auf, doch dominiert das Gefühl vollkommener Hilflosigkeit angesichts der unmenschlichen Greueltaten. Dabei wirkt der Film nie sensationslüstern, vielmehr ist immer das ehrliche Bestreben spürbar, einen im Westen kaum wahrgenommenen Konflikt ins Bewusstsein zu rücken. Grossen Anteil daran hat DiCaprio, der sich mit diesem Film als heisser Oscar-Kandidat empfiehlt.
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